Mittwoch, 30. September 2009

Im Onsen





































Gestern habe ich meine letzte "Alleinreise" gemacht. Der Japan Rail Pass ist abgelaufen. Am Wochenende werde ich mit Tetsuo nach Tazawako fahren in ein Ryokan, in dem ich vor 3 Jahren schon einmal alleine gewesen bin. Freue mich schon sehr darauf, denn mit Yukosan und Kensan, den Besitzern, habe ich damals viel Spass gehabt. Das Ryokan heisst uebrigens "Huette Birke", auf Japanisch geschrieben: Huitte Biruke und das Ryokan ist wirklich von Birken umrahmt.


Nach meiner Rueckkehr habe ich noch eine Woche, die dem intensiven Japanischlernen gewidmet sein wird. Ich habe mich fuer die 1. Stufe der Japanischpruefung (JLPT4) angemeldet. Die Pruefung findet am 06.12. in Duesseldorf statt. Bis dahin muss ich 800 Vokabeln und 100 Kanji beherrschen und japanisch gesprochene Saetze verstehen koennen. Uff!!


Heute moechte ich Euch aber ausfuehrlich von japanischen Onsen berichten.
Onsen sind Thermalquellen und davon gibt es Japan Zehntausende. Grund ist die Lage Japans mit ueber 60 noch aktiven Vulkanen. Da ist an heissem Wasser nirgendwo Mangel. Es gibt grosse "Onsenstaedte" wie Beppu auf der insel Kyushu oder Kusatsu in Zentralhonshu und Noboribetsu auf Hokkaido. In diesen beiden grossen Onsenstaedten war ich vor 3 Jahren. Man kann Orte, in denen es Thermalquellen gibt, an dem Zusatz "Onsen" erkennen, z.B. Zao Onsen, wo ich gestern gewesen bin.


Zurueck nach Beppu. Wie ich schon schrieb, gibt es dort ueber 100 oeffentliche Baeder, in die jeder hineingehen kann. Als Auslaender muss man allerdings einige Dinge beachten, um nicht unangenehm aufzufallen.


In Beppu gab es viel verschiedene Onsen. Ueber 2, die wir besucht haben, moechte ich jetzt berichten. Das eine liegt direkt am Meer. Wenn man Eintritt bezahlt hat, bekommt man einen Yukata (fuer mich wurden immer "Uebergroessen" bereit gestellt, weil ein normaler japanischer Yukata zu kurz und zu eng gewesen waere), geht in den Umkleidebereich, zieht sich ganz aus und den Yukata an. Entgegen den ueblichen Gepflogenheiten waescht man sich diesmal nicht, sondern zieht den Yukata auf den trockenen Koerper an. Dann geht man hinaus auf den Strand. Dort warten schon freundliche Frauen, die im schwarzen Sand eine Flaeche geebnet haben, auf die der Koerper zu liegen kommt. Als sie mich sahen, wurde sie schnell um 30 cm nach oben erweitert. Man legt sich hin, den Kopf auf einen Holzklotz und laesst sich buchstaeblich bis auf den Kopf in heissen Sand einbuddeln. Das ist fuer die Frauen eine harte und schweisstreibende Arbeit, bei ueber 30 Grad im Schatten mit den grossen Schippen den Sand auf die Koerper zu schaufeln. Wenn man dann die hoefliche Frage: "daijoubu deska", "geht es ihnen gut?", mit einem froehlichen "hai" beantwortet hat, wird man einem selbst ueberlassen. Man merkt das Gewicht auf dem Koerper und es dauert nicht lange und der Schweiss rinnt in Stroemen. Das ist nichts fuer Leute mit Klaustrophobie, zumal man die Haende ja nur im Notfall freimachen soll, um sich bemerkbar zu machen. Das war bei uns aber nicht erforderlich. Wir haben die 15 Minuten genossen, lauschten dem Meer und den Aeusserungen der benachbarten Eingebuddelten und fuehlten uns danach wie neugeboren. Auf dem Foto koennt ihr es sehen. Eine der fleissigen Schipperinnen hat es gemacht, die anderen ruhen sich im Hintergrund aus und warten auf neue Arbeit.


Wir waren auch noch in einem anderen Onsen. Dort bekommt man an der Rezeption zuerst einen medizinischen Vortrag. Ob man denn gesund sei, Herz oder Kreislaufprobleme habe? Das konnten wir guten Gewissens verneinen. Wieder wurde uns ein Yukata ausgehaendigt. Wieder anziehen, ohne sich vorher zu waschen. Dann wurden wir vor eine Kammer gefuehrt. Um durch die kleine Tuere hinein zu gelangen, musste man sich buecken. Der niedrige Raum war ausgelegt mit Kraeutern aller Art, die einen aromatischen Duft abgaben und gleichzeitig als Polster dienten, denn wieder legten wir uns hin, Kopf auf Holzklotz, wurden gewarnt, die heissen Steinwaende nicht zu beruehren und dann wurde die Tuere hinter uns geschlossen. Verweildauer: 8 Minuten. erschien zunaechst kurz, aber in dieser japanischen Sauna mit ueber 90 Grad Temperatur spuerte man schon bald seinen Puls am ganzen Koerper. Es war wirklich anstrengend und als die 8 Minuten vorueber waren und wir befreit wurden, war ich doch schon erleichtert. Doch wie herrlich erfrischt fuehlte man sich danach, als man in das kalte Tauchbecken einstieg und mit dem ganzen Koerper untertauchte. Selbstredend gab es auch eine Thermalquelle im Hause, in der wir dann anschliessend badeten.


Diese beiden Baeder waren schon ein Erlebnis, aber auch jedes Onsen, dass ich besuchte, war schoen, denn das Wasser ist immer anders. Von stark alkalisch bis stark sauer, von salzig bis ohne Geschmack, schwefelhaltig gelb oder in anderen Farben, rot weiss, blau. Und alle sehr warm bis heiss.


Gestern war ich das erste Mal alleine in einem Onsen und das moechte ich Euch schildern. Ich fuhr mit dem Zug nach Yamagata, etwa eine Stunde Fahrzeit von Sendai entfernt und dann mit dem Bus noch einmal eine Stunde nach Zao Onsen. Zao Onsen liegt in ueber 1000 m Hoehe in den Bergen mit einem herrlichen Panaorama und ist im Winter Skiparadies.


Das Onsen, das Tetsuo mir empfohlen hatte, hiess: Zaouonsendairotenfuro. Das ist schon alleine ein Zungenbrecher, aber auf den Wegweisern steht es natuerlich nicht so geschrieben, sondern so: 蔵王温泉大露天風呂. Au weia! Zum Glueck hatte Tetsuo das Wort auf meinen Merkzettel aber auch in der anderen japanischen Schrift, in Hiragana, geschrieben, das ist eine der beiden Schriften (die andere heisst Katakana), die ich schon beherrsche und dann liest sich das Wort so:  ざおうおんせんだいろてんぶろ。Also konnte ich nach dem Weg fragen und nach zweimaliger Hilfe von freundlichen japanischen Menschen fand ich es auch. Es lag ganz oben am Ortsende, wo die Skilifte beginnen und war herrlich neben einem Bachlauf gelegen.


Am Tor hing ein Vorhang auf dem ゆ geschrieben war, das heisst yu und bedeutet heisses Wasser oder Onsen und zeigte mir an, dass ich richtig war.


An der Kasse bezahlte ich 450 Yen, das sind etwa 3,20 EURO. Als ich nach links am Kassenhaeuschen vorbei wollte, wurde ich diskret, aber eindringlich nach rechts gewiesen, denn links war der Eingang fuer Frauen. Man erkennt den Eingang normalerweise gut, da der Vorhang mit dem yu Zeichen ueblicherweise fuer Maenner blau und fuer Frauen rot ist, wie ihr auf dem Foto, das ich in einem Ryokan gemacht habe, erkennen koennt.


In Japan wurde frueher, das heisst vor der Oeffnung zum Westen im Jahre 1863, gemischt gebadet. In meinem Reisefuehrer steht, dass die Europaeer und Amerikaner dies den Japaner abgewoehnt haben und so ist es bis heute geblieben.


Sobald man an dem etwas erhoehten Holzboden steht, zieht man die Schuhe aus und stellt sie in eins der Schrankfaecher, die offen sind. Ich achtete natuerlich darauf, diesen Boden nicht mit den Schuhen zu betreten.


In der Umkleide zieht man sich aus. In groesseren Baedern gibt es Schliessfaecher, in kleineren legt man seine Kleider einfach in einen Korb. Befuerchten, dass etwas weggenommen wird, muss man in Japan nicht. Das waere in Deutschland undenkbar!


In das eigentliche Bad nimmt man nur das "Taueru" (Japanisch fuer Englisch: towel) mit, ein schmales, leichtes Frotteetuch, das verschiedene wichtige Funktionen hat. Man bedeckt damit seine Bloesse, wenn man sich ausserhalb des Wassers befindet. Bei der sehr gruendlichen Waesche kann man sich damit den Ruecken abwischen, nachdem man das Taueru so richtig eingeseift hat. Und im Wasser legt man es sich auf den Kopf, um sich etwas Kuehlung zu verschaffen.

Aus einem besonderen Trog konnte ich mit einer kleinen Schuessel warmes Wasser schoepfen. Das giesst man sich ueber den Koerper und reinigt sich besonders unter den Achseln und unterhalb Bauch und Ruecken. Dabei ist sorgsam zu achten, dass nichts von dem Reinigungswasser in das eigentliche Becken fliesst. Das gilt insbesonders dann, wenn man sich einshamponiert und eingeseift hat. Waschen heisst fuer die Japaner "gruendlich" waschen und da bleibt kein cm des Koerpers unbearbeitet. In dem Onsen, in dem ich gestern war, waren aber keine Wasseranschluesse vorhanden, so dass es durchaus ueblich ist, die oben beschriebene Reinigung nur mit dem Thermalwasser vorzunehmen.

Hat man das alles hinter sich gebracht, taucht man in das heisse Wasser ein und geniesst nur noch. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Aber vielleicht kann ich Euch mit meinen Fotos einen kleinen Eindruck von dem, was Onsen bedeutet, vermitteln.

Es sind auch Fotos von den Onsen in Ryokans dabei, die ich besucht habe. Wenn ihr auf den Fotos gelegentlich einen Wasserhahn seht: das ist, um kaltes Wasser zulaufen zu lassen, weil manchmal die Wassertemperatur aus der Quelle weit ueber 50 Grad liegt!
























Keine Kommentare: