Sonntag, 27. Dezember 2009

Straße ins Nichts

Samstag, 19.09.2009

Vor dem Frühstück fahren wir hoch in den 13. Stock und genießen das heiße Wasser mit dem schönen Ausblick auf den Hafen und den Hakodate Berg gegenüber. Sogar eine Sauna ist vorhanden.

Frühstück gibt es als japanisches Buffet. Es ist sehr reichhaltig und schmeckt wie immer sehr gut.

Wir gehen am Fischmarkt vorbei zurück zum Bahnhof. Ein unglaublich großes Angebot an Fisch, Krebsen, Muscheln. Große Krebse liegen in Kartons oder liegen zuhauf in Wasserbecken.

Tetsuo sagt, dass wir uns rechtzeitig anstellen müssen, da wir sonst keinen Sitzplatz bekommen. Als er die Karten für die Hokkaidofahrt reservieren ließ, waren nicht mehr alle Züge frei. So reihen wir uns also in die Schlange der Wartenden auf dem Bahnsteig ein und bekommen unseren Sitzplatz im Lokalzug.

Im Bahnhof Toya werden wir von Tomiko, Tetsuos Mutter und Akio, seinem Bruder, erwartet. Beide freuen sich offensichtlich sehr und begrüßen mich mit Handschlag, was mich zunächst etwas überrascht, aber dann erfreut, ist es doch ein Zeichen, dass beide sich mir schon vertraut fühlen. Es ist eine fröhliche Begrüßung und ich versuche, mit meinen bescheidenen Japanischkenntnissen eine kleine Konversation zu führen.

Mit Akios Auto fahren wir durch die schöne Landschaft Hokkaidos. Am Uzu-zan, einer Stelle, an der vor 9 Jahren ein Vulkan ausgebrochen ist, machen wir Halt. Die Japaner haben den Ort für die Besichtigung hergerichtet mit geteerten Wegen und Abschrankungen an den Stellen, wo es gefährlich werden könnte. Ein Informationsblatt zeigt uns, wie stark die Eruption gewesen ist.

Man sieht eine Straße, die abgesunken und durch einen kleinen Teich unterbrochen worden ist. Ein Auto ist halb in die Erde eingesunken, verkohlte Elektrizitätsmasten ragen in die Luft. Ein bizarrer Anblick.




Wir gehen weiter zu einer Anhöhe, von der aus man einen schönen Rundumblick hat. In der Ferne sehen wir ein großes Gebäude, das zur Seite geneigt ist. Die Erde hat es halb verschlungen. Die sichtbaren Teile des Gebäudes rosten vor sich hin.





Es berührt, zu sehen, wie die Natur langsam alle von den Menschen geschaffenen Veränderungen wieder rückgängig macht.

Wir fahren weiter und kommen zu einem schönen Aussichtsplatz mit Blick auf Toyako, den Toyasee.




Es ist ein Platz, an dem viele Ausflügler wegen der einmaligen Aussicht halten. Der Bär und der Lachs sind Symbole Hokkaidos. Sie geben ein schönes Motiv für ein Erinnerungsfoto ab.




Unsere nächste Station ist Makkari, ein kleiner Ort mit berühmtem Onsen. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. Vom Freibecken aus hat man einen schönen Blick auf den Youteisan, den „Fujisan Hokkaidos“, dessen Gipfel wie der seines größeren Bruders in Honshu häufig von einem Wolkenschleier eingehüllt ist. Es weht schon ein sehr kräftiger Herbstwind.




Die Landschaft Hokkaidos, bewaldete Berge und tiefblaue Seen, ist sehr beeindruckend.

Es wird schon langsam dunkel und ist höchste Zeit, unser Hotel anzufahren. Nach einer kleinen Irrfahrt erreichen wir schließlich das „Niseko Northern Resort“ in Annapuri. Es ist ein sehr großes Hotel mit vielen Zimmern.

Natürlich gehen wir vor dem Abendessen noch ins Onsen. Durch die raumhohe Glaswand hat man einen romantischen Blick auf die Natur draußen: Bäume im Herbstlaub, von Scheinwerfern angestrahlt und ein kleiner Bach, der anmutig am Hotel vorbeifließt.

Das Abendessen, das wir im großen Restaurant einnehmen, ist wieder sehr lecker und reichhaltig. Es lässt keine Wünsche offen. Wer wissen möchte, was wir alles an leckeren Sachen gegessen haben, kann es gerne auf der Speisekarte nachlesen:






Dienstag, 15. Dezember 2009

240 m unter dem Meer: der Seikan Tunnel

Freitag, 18.09.2009

Heute ist "Ruhetag" für mich, das bedeutet Mails anschauen und schreiben, am Japanblog weiter arbeiten und schließlich den Rucksack  packen, denn das Wochenende wollen wir in Hokkaido, bei Tetsuos Familie, verbringen.

Tetsuo hat mir wieder einen kompletten Ablaufplan geschrieben. Ich muss zunächst alleine fahren. Ich steige am Bahnhof in den Shinkansen nach Morioka ein. In Shin-Hanamaki will Tetsuo zusteigen. Wie immer, klappt auch diese Verabredung und wir fahren gemeinsam weiter bis Morioka. Dort kaufen wir uns erst einmal je ein Ekiben (eigentlich Bentou, Karton mit Verpflegung) und Getränke und essen und trinken während der Weiterfahrt nach Hachinohe. Tetsuo ist wie immer schneller, als ich beim Essen. In 10 Minuten hat er den Inhalt seines Kartons aufgegessen, ich brauche die doppelte Zeit, weil ich mit den Stäbchen noch nicht so flink bin! Aber rechtzeitig vor der Ankunft in Hachinohe bin auch ich fertig.

In Hachinohe steigen wir um in den Expresszug, es ist der Super Hakucho, nach Hakodate. Der Zug ist überfüllt, weil am kommenden Montag ein Feiertag ist und viele Japaner das verlängerte Wochenende für eine Kurzreise nutzen. Viele Reisende sitzen auf dem Fußboden oder haben es sich dort längst bequem gemacht. Wie gut, dass Tetsuo noch rechtzeitig vorher Platzkarten reservieren konnte.

Wir nähern uns dem Seikan Tunnel, der die Tsugaru Meerenge unterquert. Sie trennt die beiden Hauptinseln Honshu und Hokkaido voneinander. Ich werfe einen Blick auf die graphische Darstellung, die auf der Rückseite der Sitze angebracht ist.



Ihr entnehme ich,

dass der Tunnel

54 km lang (davon 23 km unter dem Meer),

bis zu 12 m breit und

9 m hoch ist und dass

er 240 m unter der Meeresoberfläche und davon 100 m unterhalb des Meeresbodens liegt.





Mit dem Bau des Tunnels wurde 1964 begonnen. Als die Bauarbeiten 1985 vor den Abschluss standen, waren 34 Bauarbeiter durch Unfälle ums Leben gekommen, 700 verletzt. Eröffnet wurde der Seikan Tunnel im März 1988. Die Baukosten von geplanten 200 Milliarden Yen, addierten sich auf über 700 Milliarden (ca. 4,3 Milliarden €).

Im Internet fand ich noch eine Beschreibung der unterirdischen Bahnhöfe im Tunnel:

„Im Verlaufe des Seikan-Tunnels gibt es zwei unterseeische Bahnhöfe, an denen auch regelmäßig Züge halten. Mit 147.5 Metern unter dem Meeresspiegel ist Yoshioka-kaitei der tiefste (öffentliche) Bahnhof der Welt. Der weiter südlich gelegene Bahnhof Tappi Kaitei liegt geringfügig höher.

Im Bahnhof kann man eine Ausstellung zum Bau des Seikan-Tunnels und einen kleiner Vergnügungspark (…) besuchen. Auch werden Führungen durch die ausgedehnten Kavernen angeboten, in denen unter anderem ein Kraftwerk zur (Not)Stromversorgung und starke Pumpen stehen, um den bedingt durch poröses Gestein stark leckenden Tunnel wasserfrei zu halten. Die schrägen Stollen zur Erdoberfläche dienen als Evakuierungsmöglichkeit, sind aber normalerweise nicht frei zugänglich."

Die Fahrt im Tunnel dauert 24 Minuten. Um 22.00 Uhr erreichen wir schließlich Hakodate.

Samstag, 12. Dezember 2009

JLPT4

Am 06.12. war es endlich soweit. Ich fuhr zur Japanischprüfung nach Düsseldorf.

Seit genau 25 Jahren wird die Japanischprüfung in der Volkshochschule in Düsseldorf abgehalten. Damals waren es 76 Bewerber, diesmal 576. Düsseldorf, die "japanische Hauptstadt in Europa" war vor 25 Jahren die erste Stadt Europas, in der Japanischprüfungen abgehalten wurden. Darauf ist die VHS Düsseldorf besonders stolz. Seit einiger Zeit kann man die Prüfung auch in Stuttgart und Berlin ablegen. Sie findet, weltweit, immer am 1. Sonntag im Dezember statt. In diesem Jahr waren es einige zehntausend Prüflinge, die zum Test angetreten waren.

Die meisten Teilnehmer machten die JLPT4 Prüfung, unterste von 4 Stufen. Voraussetzung dafür ist, etwa 120 Kanji (die gebräuchlichsten) zu kennen, etwa 800 Vokabeln gelernt zu haben, einen einfachen Text lesen zu können, sowie Fragen hierzu und zu Hörbeispielen zu verstehen und diese Fragen zu beantworten.
Wir Prüflinge der untersten Stufe saßen in einem großen Saal an langen Tischreihen. Jedem war sein Platz zugewiesen. Auf dem Tisch waren Trennwände aufgestellt, so dass man nicht vom Nachbarn abschreiben konnte. Dazu hätte man allerdings auch keine Zeit gehabt, denn für die Prüfung, in der in drei Teilen insgesamt 112 Fragen gestellt wurden, die im Multiple Choice Verfahren (4 Antwortvorgaben, jeweils eine war richtig) zu beantworten waren, hatten wir insgesamt 100 Minuten Zeit.

In den Wochen vor dem Test hatte ich fast jeden Tag intensiv Japanisch gelernt. Man kann aus dem Internet alle möglichen Lernhilfen herunterladen und sogar online lernen. Auch habe ich mir in Japan dieses Buch mit den Prüfungen der Jahre 2004 bis 2006 gekauft. Es enthält auch 2 CDs für die Hörbeispiele. Eine sehr gute Lernhilfe.



Geholfen haben mir auch Tetsuo, im "Fernstudium" per Chat, sowie Kurikosan, meine Japanischlehrerin an der VHS in Münster. Kuriko hat es sich auch nicht nehmen lassen, uns 5 Testkandidaten vom Fortgeschrittenenkurs der VHS durch ihre Anwesenheit in Düsseldorf zur Seite zu stehen. "Kurikosan to Tetsuosan wa, doumo arigatou gozaimashita!"

Als Schwachpunkt hatte sich bei der Vorbereitung das Hörverständnis erwiesen, denn nach wie vor sprechen die Japaner schneller, als ich denken und übersetzen kann! Auch beim Test war das Hörverständnis, das diesmal extrem schwierig war, mein schwächster Teil. Sollte ich allerdings beim Wortschatz (Kanji und Kana) sowie bei der Grammatik und beim Leseverständnis gut abgeschnitten haben, könnte es insgesamt noch zum Bestehen gereicht haben. Jetzt ist aber erst einmal eine lange Wartezeit angesagt, denn das Ergebnis wird nicht vor Februar/März 2010 bekanntgegeben.

Drückt mir mal kräftig die Daumen, dass es geklappt hat!

Nachdem wegen der Vorbereitung für die Prüfung mein Tagebuch im Stillstand verharrte, werde ich jetzt meine Berichterstattung wieder aufnehmen.