Mittwoch, 30. September 2009

Im Onsen





































Gestern habe ich meine letzte "Alleinreise" gemacht. Der Japan Rail Pass ist abgelaufen. Am Wochenende werde ich mit Tetsuo nach Tazawako fahren in ein Ryokan, in dem ich vor 3 Jahren schon einmal alleine gewesen bin. Freue mich schon sehr darauf, denn mit Yukosan und Kensan, den Besitzern, habe ich damals viel Spass gehabt. Das Ryokan heisst uebrigens "Huette Birke", auf Japanisch geschrieben: Huitte Biruke und das Ryokan ist wirklich von Birken umrahmt.


Nach meiner Rueckkehr habe ich noch eine Woche, die dem intensiven Japanischlernen gewidmet sein wird. Ich habe mich fuer die 1. Stufe der Japanischpruefung (JLPT4) angemeldet. Die Pruefung findet am 06.12. in Duesseldorf statt. Bis dahin muss ich 800 Vokabeln und 100 Kanji beherrschen und japanisch gesprochene Saetze verstehen koennen. Uff!!


Heute moechte ich Euch aber ausfuehrlich von japanischen Onsen berichten.
Onsen sind Thermalquellen und davon gibt es Japan Zehntausende. Grund ist die Lage Japans mit ueber 60 noch aktiven Vulkanen. Da ist an heissem Wasser nirgendwo Mangel. Es gibt grosse "Onsenstaedte" wie Beppu auf der insel Kyushu oder Kusatsu in Zentralhonshu und Noboribetsu auf Hokkaido. In diesen beiden grossen Onsenstaedten war ich vor 3 Jahren. Man kann Orte, in denen es Thermalquellen gibt, an dem Zusatz "Onsen" erkennen, z.B. Zao Onsen, wo ich gestern gewesen bin.


Zurueck nach Beppu. Wie ich schon schrieb, gibt es dort ueber 100 oeffentliche Baeder, in die jeder hineingehen kann. Als Auslaender muss man allerdings einige Dinge beachten, um nicht unangenehm aufzufallen.


In Beppu gab es viel verschiedene Onsen. Ueber 2, die wir besucht haben, moechte ich jetzt berichten. Das eine liegt direkt am Meer. Wenn man Eintritt bezahlt hat, bekommt man einen Yukata (fuer mich wurden immer "Uebergroessen" bereit gestellt, weil ein normaler japanischer Yukata zu kurz und zu eng gewesen waere), geht in den Umkleidebereich, zieht sich ganz aus und den Yukata an. Entgegen den ueblichen Gepflogenheiten waescht man sich diesmal nicht, sondern zieht den Yukata auf den trockenen Koerper an. Dann geht man hinaus auf den Strand. Dort warten schon freundliche Frauen, die im schwarzen Sand eine Flaeche geebnet haben, auf die der Koerper zu liegen kommt. Als sie mich sahen, wurde sie schnell um 30 cm nach oben erweitert. Man legt sich hin, den Kopf auf einen Holzklotz und laesst sich buchstaeblich bis auf den Kopf in heissen Sand einbuddeln. Das ist fuer die Frauen eine harte und schweisstreibende Arbeit, bei ueber 30 Grad im Schatten mit den grossen Schippen den Sand auf die Koerper zu schaufeln. Wenn man dann die hoefliche Frage: "daijoubu deska", "geht es ihnen gut?", mit einem froehlichen "hai" beantwortet hat, wird man einem selbst ueberlassen. Man merkt das Gewicht auf dem Koerper und es dauert nicht lange und der Schweiss rinnt in Stroemen. Das ist nichts fuer Leute mit Klaustrophobie, zumal man die Haende ja nur im Notfall freimachen soll, um sich bemerkbar zu machen. Das war bei uns aber nicht erforderlich. Wir haben die 15 Minuten genossen, lauschten dem Meer und den Aeusserungen der benachbarten Eingebuddelten und fuehlten uns danach wie neugeboren. Auf dem Foto koennt ihr es sehen. Eine der fleissigen Schipperinnen hat es gemacht, die anderen ruhen sich im Hintergrund aus und warten auf neue Arbeit.


Wir waren auch noch in einem anderen Onsen. Dort bekommt man an der Rezeption zuerst einen medizinischen Vortrag. Ob man denn gesund sei, Herz oder Kreislaufprobleme habe? Das konnten wir guten Gewissens verneinen. Wieder wurde uns ein Yukata ausgehaendigt. Wieder anziehen, ohne sich vorher zu waschen. Dann wurden wir vor eine Kammer gefuehrt. Um durch die kleine Tuere hinein zu gelangen, musste man sich buecken. Der niedrige Raum war ausgelegt mit Kraeutern aller Art, die einen aromatischen Duft abgaben und gleichzeitig als Polster dienten, denn wieder legten wir uns hin, Kopf auf Holzklotz, wurden gewarnt, die heissen Steinwaende nicht zu beruehren und dann wurde die Tuere hinter uns geschlossen. Verweildauer: 8 Minuten. erschien zunaechst kurz, aber in dieser japanischen Sauna mit ueber 90 Grad Temperatur spuerte man schon bald seinen Puls am ganzen Koerper. Es war wirklich anstrengend und als die 8 Minuten vorueber waren und wir befreit wurden, war ich doch schon erleichtert. Doch wie herrlich erfrischt fuehlte man sich danach, als man in das kalte Tauchbecken einstieg und mit dem ganzen Koerper untertauchte. Selbstredend gab es auch eine Thermalquelle im Hause, in der wir dann anschliessend badeten.


Diese beiden Baeder waren schon ein Erlebnis, aber auch jedes Onsen, dass ich besuchte, war schoen, denn das Wasser ist immer anders. Von stark alkalisch bis stark sauer, von salzig bis ohne Geschmack, schwefelhaltig gelb oder in anderen Farben, rot weiss, blau. Und alle sehr warm bis heiss.


Gestern war ich das erste Mal alleine in einem Onsen und das moechte ich Euch schildern. Ich fuhr mit dem Zug nach Yamagata, etwa eine Stunde Fahrzeit von Sendai entfernt und dann mit dem Bus noch einmal eine Stunde nach Zao Onsen. Zao Onsen liegt in ueber 1000 m Hoehe in den Bergen mit einem herrlichen Panaorama und ist im Winter Skiparadies.


Das Onsen, das Tetsuo mir empfohlen hatte, hiess: Zaouonsendairotenfuro. Das ist schon alleine ein Zungenbrecher, aber auf den Wegweisern steht es natuerlich nicht so geschrieben, sondern so: 蔵王温泉大露天風呂. Au weia! Zum Glueck hatte Tetsuo das Wort auf meinen Merkzettel aber auch in der anderen japanischen Schrift, in Hiragana, geschrieben, das ist eine der beiden Schriften (die andere heisst Katakana), die ich schon beherrsche und dann liest sich das Wort so:  ざおうおんせんだいろてんぶろ。Also konnte ich nach dem Weg fragen und nach zweimaliger Hilfe von freundlichen japanischen Menschen fand ich es auch. Es lag ganz oben am Ortsende, wo die Skilifte beginnen und war herrlich neben einem Bachlauf gelegen.


Am Tor hing ein Vorhang auf dem ゆ geschrieben war, das heisst yu und bedeutet heisses Wasser oder Onsen und zeigte mir an, dass ich richtig war.


An der Kasse bezahlte ich 450 Yen, das sind etwa 3,20 EURO. Als ich nach links am Kassenhaeuschen vorbei wollte, wurde ich diskret, aber eindringlich nach rechts gewiesen, denn links war der Eingang fuer Frauen. Man erkennt den Eingang normalerweise gut, da der Vorhang mit dem yu Zeichen ueblicherweise fuer Maenner blau und fuer Frauen rot ist, wie ihr auf dem Foto, das ich in einem Ryokan gemacht habe, erkennen koennt.


In Japan wurde frueher, das heisst vor der Oeffnung zum Westen im Jahre 1863, gemischt gebadet. In meinem Reisefuehrer steht, dass die Europaeer und Amerikaner dies den Japaner abgewoehnt haben und so ist es bis heute geblieben.


Sobald man an dem etwas erhoehten Holzboden steht, zieht man die Schuhe aus und stellt sie in eins der Schrankfaecher, die offen sind. Ich achtete natuerlich darauf, diesen Boden nicht mit den Schuhen zu betreten.


In der Umkleide zieht man sich aus. In groesseren Baedern gibt es Schliessfaecher, in kleineren legt man seine Kleider einfach in einen Korb. Befuerchten, dass etwas weggenommen wird, muss man in Japan nicht. Das waere in Deutschland undenkbar!


In das eigentliche Bad nimmt man nur das "Taueru" (Japanisch fuer Englisch: towel) mit, ein schmales, leichtes Frotteetuch, das verschiedene wichtige Funktionen hat. Man bedeckt damit seine Bloesse, wenn man sich ausserhalb des Wassers befindet. Bei der sehr gruendlichen Waesche kann man sich damit den Ruecken abwischen, nachdem man das Taueru so richtig eingeseift hat. Und im Wasser legt man es sich auf den Kopf, um sich etwas Kuehlung zu verschaffen.

Aus einem besonderen Trog konnte ich mit einer kleinen Schuessel warmes Wasser schoepfen. Das giesst man sich ueber den Koerper und reinigt sich besonders unter den Achseln und unterhalb Bauch und Ruecken. Dabei ist sorgsam zu achten, dass nichts von dem Reinigungswasser in das eigentliche Becken fliesst. Das gilt insbesonders dann, wenn man sich einshamponiert und eingeseift hat. Waschen heisst fuer die Japaner "gruendlich" waschen und da bleibt kein cm des Koerpers unbearbeitet. In dem Onsen, in dem ich gestern war, waren aber keine Wasseranschluesse vorhanden, so dass es durchaus ueblich ist, die oben beschriebene Reinigung nur mit dem Thermalwasser vorzunehmen.

Hat man das alles hinter sich gebracht, taucht man in das heisse Wasser ein und geniesst nur noch. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Aber vielleicht kann ich Euch mit meinen Fotos einen kleinen Eindruck von dem, was Onsen bedeutet, vermitteln.

Es sind auch Fotos von den Onsen in Ryokans dabei, die ich besucht habe. Wenn ihr auf den Fotos gelegentlich einen Wasserhahn seht: das ist, um kaltes Wasser zulaufen zu lassen, weil manchmal die Wassertemperatur aus der Quelle weit ueber 50 Grad liegt!
























Montag, 28. September 2009

Meine letzten Reisen







Ueber das Ergebnis der Bundestagswahl ist im japanischen Fernsehen ausfuehrlich berichtet worden, sogar mit Kommentar und Diskussion.

Was soll man zum Ergebnis sagen? Das Ende der SPD als Volkspartei? Es war abzusehen, dass es so kommt: keine Politiker mit Profil und Persoenlichkeit, keine klaren Aussagen, was man denn vorhat. Es ist schlimm, den Niedergang dieser grossen, traditionellen Partei mitzuerleben, aber vielleicht haben sie es ja jetzt verstanden, was an ihrer Politik nicht mehr in Ordnung ist.
In Japan waren vor einigen Wochen auch Neuwahlen und es hat ein Richtungswechsel stattgefunden. Der neue Ministerpraesident der demokratischen Partei, Hatoyama, steht fuer Klimaschutz und macht bei seinen Auftritten eine gute Figur, zumal er sehr gut Englisch spricht. Er entstammt einer alten Politikerfamilie, ist Professor, sehr gebildet. Ich muss sagen, er gefaellt mir sehr.
Doch nun genug von der Politik.
Ich habe inzwischen wieder einige Reisen gemacht, zuletzt gestern und vorgestern in den japanischen Alpen. Uebernachtet habe ich in Yumoto-Onsen, auf 1500 m Hoehe in einem Ryokan mit Service auf dem Zimmer. Bericht darueber folgt.
Am Chuzenji See habe ich den beruehmten Kegon Wasserfall besichtigt. Man faehrt mit dem Aufzug vom Ort Chuzenji-Onsen 100 m in die Tiefe und hat einen einmaligen Blick auf den Wasserfall oder besser auf die Wasserfaelle, denn von ueberall kommt das Wasser aus den Felsen und stuerzt mit Donnergetoese ins Tal. Ein einmaliger Anblick. Fotos koennen die Erhabenheit dieses Naturschauspieles nicht wiedergeben, aber ich habe ueberall auch mit der Videocamera gefilmt. Die Japaner haben sich amuesiert ueber mich: Videocamera, meine alte Zeiss Ikon Icarex, mit der ich nach wie vor die schoensten Fotos mache, und als sich ein Japaner freundlicherweise anbot, mich vor dem Wasserfall zu fotografieren, habe ich auch noch meine Digitalcamera aus der Tasche gezogen!

Die Fotos sind am 2. Tag meiner Reise entstanden, am ersten konnte man vor lauter Nebel keine 100 m weit sehen und der Aufzug war geschlossen, weil der Wasserfall buchstaeblich im Nebel verschwunden war!!
Anschliessend habe ich in Nikko noch einmal (war schon 2006 dort) die beruehmten Schreine besucht. Darueber folgt noch ein ausfuehrlicher Bericht.
Doch jetzt muss ich mich beeilen. Ich bin um 13.00 Uhr in Matsushima mit meinem Japanischlehrer von 2006, Herrn Hoshido, verabredet. Er wird mir Matsushima zeigen, eine der drei beruehmtesten Ansichten Japans. Eine habe ich ja schon gesehen, Hakkodate bei Nacht!

Bis bald

Donnerstag, 24. September 2009

Die neun brodelnden Hoellen in Beppu











Hi Tatin, willkommen im Kreis meiner regelmaessigen Leser!
Gestern hat es in Sendai etwas geregnet, eigentlich der erste "schlechte" Tag in Japan, wenn man davon ausgeht, dass es nach wie vor sehr warm, etwa um 25 Grad Celsius, ist. Im Internet habe ich gesehen, dass es gestern in Muenster auch warm war. Ich wuensche Euch, dass das schoene Nachsommerwetter noch etwas anhaelt.
Vorgestern Abend habe ich das erstemal ein Erdbeben in Japan erlebt. Es rappelte ganz anstaendig im Karton, aber es ist nichts kaputt gegangen. Bevor ich ueberhaupt Angst bekommen konnte, war das Beben auch schon wieder vorbei. Sendai soll besonders erdbebengefaehrdet sein. Kaum eine Minute nach dem Beben kam schon eine Meldung im Fernsehen. Staerke 3 mit dem Zentrum im Meer vor Sendai.
Gestern war der letzte Tag des "Sendai Oktoberfestes" mit Original bayerischer Blasmusik!
Heute war ich in Hiraizumi, Tempel und Schreine anschauen. Ueber beides werde ich noch berichten.
Noch einmal zurueck zu Beppu. Im alten Stadteil Kannawa, in dem wir 2 Tage gewohnt haben, gibt es 7 der 9 "brodelnden Hoellen" (Jigoku). Das sind Stellen, an denen das kochend heisse Wasser unter ohrenbetaeubendem Laerm aus der Erde schiesst. Jede Hoelle ist anders. In der "Meereshoelle" (Umi Jigoku) ist das kochende Wasser blaugefaerbt. Man meinte, am Meer zu sein, wenn nicht ueberall der Dampf zischen wuerde. Die "Blutbeckenhoelle" hat rotes, lehmiges Wasser. Ueberall kann man Eier kaufen, die in dem heissen Wasser gekocht wurden. Dann gibt es noch eine Hoelle, in der blaugrauer Schlamm blubbert. Es sieht lustig aus, wenn man sieht, wie immer wieder Blasen unter schmatzendem Geraeusch an die Oberflaeche kommen.
Die Stadtverwaltung von Beppu hat um diese Hoellen schoene Anlagen angelegt, in denen man spazierengehen kann. In der Stadt gibt es immer wieder mal ein Becken mit fliessend warmem Wasser von den Thermalquellen, in denen man seine Fuesse baden kann. Oder man steckt die Beine in einen Kasten mit zwei runden Oeffnungen, deckt ein Tuch ueber die Schenkel und geniesst den warmen Dampf, der aus der Erde kommt. Wellness pur und voellig umsonst!




Dienstag, 22. September 2009

Kurze Zwischenmeldung

Hallo, liebe Leser, hier bin ich wieder. Ein kurzes Lebenszeichen von mir zwischendurch.
Als erstes moechte ich aber meine neuen regelmaessigen Leser, Siggi und Norbert begruessen. Aber auch einen Gruss an Daniel und Andy, die mir Mails geschickt haben, sich bei Google aber nicht anmelden koennen. Beide kenne ich vom Japanischkurs. Andy arbeitet in Tokio in einem deutschen Restaurant. Ich hoffe, dass ich Andy in den naechsten Tagen in Tokio treffen kann.
Jetzt ein kurzer Zwischenbericht. Von Freitag bis heute war ich mit Tetsuo in Hokkaido, wo seine Familie lebt (Bruder und Schwester mit Familie, Mutter). Ich habe eine sehr schoene Zeit dort gehabt und bin herzlich willkommen geheissen worden.
Mein Japan Rail Pass laueft noch bis Mittwoch, 30.09.2009. Bis dahin werde ich noch einige Reisen machen, was bedeutet, dass ich nicht viel in den Blog schreiben kann. Danach habe ich aber Zeit. Es gibt noch so viel schoenes ueber Japan zu berichten. Ich bin sicher, dass ich nach meiner Rueckkehr nach Deutschland noch weiter daran schreiben werde.
Bis bald. Sobald ich wieder Zeit habe, folgt die Fortsetzung unseres Aufenthaltes in Beppu mit faszinierenden Fotos.

Donnerstag, 17. September 2009

Beppu III
















Nachdem wir 2 Mal im Yamadaya uebernachtet hatten, sind wir umgezogen und zwar in das Daikokuya. Dieses Ryokan liegt in Kannawa, einem anderen Stadtteil von Beppu und ist sehr typisch, weil hier noch die sehr alten Ryokans sind und die heissen Quellen aus allen Ecken und Enden sprudeln.


Im Daikokuya haben wir ohne Fruehstueck und Abendessen gewohnt. Warum? Weil wir uns das Essen selbst gekocht haben, naemlich im heissen Dampf, der direkt aus der Erde kommt.
Das Daikokuya war bescheideneren Zuschnitts als das Yamadaya. Das bedeutet, Toilette auf dem Flur, Waschgelegenheit in der Kueche, was fuer uns aber kein Problem war, weil wir immer wenigstens zwei- oder drei Mal ins hauseigene Onsen gegangen sind und uns dort gewaschen haben.

Aber die Sensation war natuerlich das Dampfkochen im Freien. Der heisse Dampf stroemt unentwegt mit ziemlichem Geraeusch aus der Erde. Wenn man kochen moechte, dreht man ihn fuer kurze Zeit mit einem Drehgewinde zu, stellt grosse Weidenkoerbe, in die das Kochgut eingelegt ist, auf das Rohr, aus dem der heisse Dampf zischt (Vorsicht, Handschuhe anziehen nicht vergessen!!) deckt mit einem Holzdeckel zu und legt darueber einen Sack. Nachdem man dann den Dampf wieder auf "volle Pulle" gedreht hat, braucht man nichts anderes mehr zu machen, als zu warten. Kochen kann wirklich sehr einfach sein!

Wuerstchen: 3 Minuten
Eier: 7 Minuten
Fisch: 10 Minuten
Kartoffeln: 20 Minuten usw.
Gewuerzt wird nach dem Dampfkochen. Unsere Wirtin, eine kleine, sehr freundliche und immer lustige Frau, stellte alle Gewuerze und Sossen zur Verfuegung. Ein koestlicher Schmaus. Auch zum Fruehstueck haben wir im Dampf gekocht. Die Wirtin stellte uns heisse Misosuppe bereit und im Dampf gekochte Eier, die sie noch in der Schale in Salz gewaelzt hatte, sehr praktisch.

Auch fuer die Japaner ist diese Art des Garens interessant. Waehrend unseres Aufenthaltes dort filmte eine Fernsehteam das Dampfkochen und unsere Wirtin gab sachkundige Erklaerungen dazu ab.















Beppu II



















Bevor ich meine Fortsetzung ueber Beppu schreibe, mein Dank an Christian und Sabine, die die Anzahl meiner regelmaessigen Leser verdreifacht haben.

Jetzt moechte ich aber ueber Yuugohan berichten. Yuugohan ist das Abendessen im Ryokan. Man nimmt es in der Regel gegen 18.00 Uhr oder 18.30 Uhr ein. In den teureren Ryokans wird man auf dem Zimmer von einer Frau bedient, die das Essen bringt und erklaert. Im Yamadaya haben wir im Speiseraum gegessen. Er war mit normalen Tischen und Stuehlen eingerichtet, was mir entgegenkam, denn meine schon etwas aelteren Knochen tun sich schwer mit der traditionellen Sitzweise in Japan, auf dem Boden und im Schneidersitz, vor allem wenn es ueber langere Zeit geht. Und beim Yuugohan lassen sich die Japaner Zeit, auch wenn sie sonst immer sehr in Eile sind.

Auf den Fotos koennt ihr erkennen, dass die Japaner zunaechst mit dem Auge essen. Viele Kleinigkeiten sind liebevoll dekoriert und arrangiert. Den rohen Fisch nennet man Sashimi. Er wird auf fein geschnittenem Rettich angerichtet und schmeckt koestlich. Das Sashimi auf dem Foto war noch am Morgen ein quicklebendiger Fisch. Frischer geht es nicht mehr!

Dazu gibt es Tsukemono, das ist eingelegtes Gemuese, haeufig typisch fuer die Region, oft einen geraeucherten Fisch, z.B. Lachs. Ganz frisch waehrend des Essens bekommt man Tempura, das ist in Teig gehuelltes und in heissem Oel ausgebackenes Gemuese oder Fisch oder Fleisch. Das hoert sich alles nach sehr viel an, ist es aber nicht. Wenn man diese Koestlichkeiten alle gegessen hat, hat man immer noch genug Platz im Magen, um Reis und heisse Suppe zu essen. Vom Reis bekommt man so viel wie man moechte. Man geht also nie hungrig vom Tisch.

Man trinkt zum Essen Bier oder Sake, das ist Reiswein, manchmal aber auch beides. Abschluss bildet Kaffee oder gruener Tee.

Das Fruehstueck (Asagohan) sieht aehnlich aus, aber ist nicht ganz so vielfaeltig. Typisch fuer Asagohan ist die Misosuppe mit Seidentofu, Fruehlingszwiebeln und einheimischen Kraeutern sowie ein noch fast rohes Ei, das man entweder schluerft oder aber im warmen Reis untermischt.

Ihr seht, dass das Essen in Japan sehr vielseitig ist und natuerlich hoechst gesund, da kaum Fett beim Kochen verwendet wird. Es ist sehr bekoemmlich. Man hat auch nie das Gefuehl, "vollgegessen" zu sein. Bis jetzt vermisse ich noch keine Currywurst oder Zigeuerschnitzel mit Pommes Rot/Weiss!!

Montag, 14. September 2009

eine Bitte

Eine Bitte habe ich an meine Leser. Bis jetzt hat sich nur Ruediger als regelmaessiger Leser registriert.
Ueber einen kleinen Kommentar meiner Leser wuerde ich mich sehr freuen, da man ohne Rueckmeldung meint, nur fuer das unendliche world wide web zu schreiben.Danke

Beppu







Da ich jetzt in Sendai bin und Zugriff auf die Speicherkarte meiner Digitalcamera habe, kann ich Euch jetzt auch die ersten Fotos zeigen.



Dies ist das erste Foto aus Japan ueberhaupt, ein kleines oeffentliches Onsen, gegenueber von unserem Ryokan, dem Yamadaya.

In der Mitte ist ein kleiner Altar fuer einen Gott aufgebaut. Man wirft 100 Yen, das sind etwa 70 Cent, in die Buechse vor dem kleinen Standbild und geht dann entweder rechts (Maenner) oder links (Frauen) in das Onsen. Man muss nur auf dei Kanji ueber den Tueren achten, damit man nicht durch die falsche Tuere geht. Das koennte etwas peinlich werden. Frueher haben Maenner und Frauen gemeinsam gebadet. In meinem Reisefuehrer steht, dass auf Druck der Amerikaner und Europaer im 19. Jahrhundert, nachdem sich Japan dem Westen geoeffnet hat, das getrennte Baden eingefuehrt wurde und das ist auch im modernen Japan bis heute so geblieben.

Doch jetzt moechte ich etwas ueber Beppu berichten. Beppu ist eine sehr bekannte Onsenstadt und hat im Jahr ueber 12 Millionen Besucher, natuerlich fast alles Japaner. Aber auch Nichtjapaner entdecken mehr und mehr den Reiz dieser Stadt. Vielleicht hat jemand von Euch vor einigen Wochen in der Sendereihe "Japans heisse Quellen" die Sendung ueber Beppu gesehen.

Im Reisefuehrer steht:

"Aus der loechrigen Haut Beppus dampft es an unzaehligen Stellen, so dass man sich eigentlich in eine unendliche Waschkueche versetzt sieht. Das kochende Wasser tritt nicht nur an den 3750 Thermalquellen und 168 (!) oeffentlichen Baedern zutage, sondern, es wird auch zum Heizen von Privathauesern benutzt".

Ich fuege hinzu: man kann damit auch kochen, doch davon spaeter.

Unser Ryokan liegt im Myouban Stadtteil. Ueberall zischt der heisse Dampf, teilweise unter ohrenbetaeubendem Laerm aus der Erde. Man riecht den Schwefel, der in vielen Quellen enthalten ist. In Myouban stehen an vielen Stellen lange Schuppen mit Satteldach, in denen aus dem heissen Wasser durch Verdampfen Schwefelpulver entsteht, das sich auf dem Boden niederschlaegt und abgetragen wird, wenn die Schicht dick genug geworden ist. Das Pulver heisst: "Yu no hana", Blume des heissen Wassers, wirklich ein blumenreicher Name und wird in Ryokans oder Souvenirgeschaften verkauft. Die Japaner kaufen dieses Pulver gerne, koennen sie doch damit in der heimischen Badewanne ihr taegliches Bad anreichern und vom heissen Onsen in Beppu traeumen..


Oberhalb unseres Ryokans kann man eine alte Schwefelgewinnungsstaette besichtigen, mit mehreren dieser Schuppen. Die Stadt ist sehr daran interessiert, diese alten kulturhistorisch wertvollen Staetten und Gebraeuche fuer die Gegenwart zu erhalten.


Auf dem Weg zurueck begegnen wir einer aelteren Frau, die gerade auf dem Weg zu einem Onsen ist. Normalerweise sind die Onsen oeffentlich, aber dieser, kleine, ist nur fuer die Bewohner des Viertels da. Um so mehr freue ich mich, dass sie unaufgefordert anbietet, uns das Onsen zu zeigen und zu erklaeren. Leider kann ich ihrem Vortrag nicht folgen, dazu reichen meine bescheidenen Japanischkenntnisse noch nicht aus, aber Tetsuo uebersetzt mir das Wichtigste.


Ueber Beppu gibt es noch sehr viel zu berichten und die Fortsetzung folgt demnaechst.


Morgen werde ich meine erste "Alleinreise" dieses Urlaubes machen. Es geht nach Aizu-Wakamuasu. Der Ort liegt in Nordhonshu, der groessten der 4 Hauptinseln Japans, also nicht allzu weit weg von Sendai.. Ich moechte dort alte Samuraihaeuser besichtigen und werde in einem einfachen Ryokan uebernachten.










Mittwoch, 9. September 2009

In Japan

Hallo Ihr Lieben zu Hause,
ich kann mich doch frueher von Japan melden, als ich dachte. Schreibe jetzt von einem Internetcafe in Beppu. Daher kann ich noch keine Fotos einstellen, sie folgen spaeter.
Doch von Vorne.
Mit dem Flug ging alles ok. Natuerlich war er sehr lange, weil ich ja ueber Paris geflogen bin. Ich konnte allerdings nicht im Flugzeug schlafen. Weil ich mir auch keine Filme ansehe, verging mir die Zeit etwas lang, aber ich habe mich mit Japanischlernen und Tagebuchschreiben beschaeftigt.
Am Samstag, 05.09., kam ich auf dem Flughafen Narita bei Tokio an. Mein Freund Tetsuo holte mich ab und es ging sofort weiter mit dem Bus (1 Stunde) zu einem anderen Flughafen Tokios, von dem aus die Inland- und Asienfluege abgehen. Wir flogen dann zur suedlichsten der 4 grossen Hauptinseln, Kyushu. Der Flughafen liegt in der Naehe der Stadt Orita, die Hauptstadt der Praefektur ist. Aus dem Flugzeug ausgestiegen empfing uns tropische Hitze. Seitdem wir hier sind hat es keinen Tag gegeben, an dem die Temparatur unter 30 Grad war. Ihr koennt Euch vorstellen, dass ich in meinen Kleidern von Muenster ordentlich ins Schwitzen kam.Wir waren aber noch nicht am Ziel. Weiter ging es mit dem Bus nach Beppu. Hier wollten bzw. haben wir die ersten 4 Tage verbracht.
Noch einmal umsteigen in den Stadtbus und schliesslich waren am spaeten Nachmittag am Ziel am Ziel: Yamadaya, so hiess unsere Ryokan. Mehr als 24 Stunden ohne Schlaf, nur mal zwischendurch kurz eingenickt. Und ich war immer noch nicht richtig muede, weil meine innere Uhr wohl gerade dachte, dass ich gut geschlafen haben muesste.
Aber jetzt will ich erst einmal erklaeren, was ein Ryokan ist. Es ist ein typisch japanisches Hotel, fuer Einheimische und nicht fuer Touristen gedacht. Yamadaya war gute Mittelklasse, nicht zu teuer, aber mit gutem Service und Essen.
Wir wurden sehr freundlich begruesst, mir wurde gleich der schwere Koffer abgenommen und die steile Treppe hoch getragen. Die Zimmer in Ryokans sind mit Tatami, das sind Reisstrohmatten ausgelegt. Man betritt das Zimmer nie mit den Slippern, gegen die man am Eingang die Schuhe getauscht hat, sondern in Struempfen oder barfuss. Die Einrichtug eines Ryokans ist selbst bei den komfortabelsten Gasthaeusern spaerlich: eine Taburu (Table, kleiner Tisch), an dem man nur im Schneidersitz sitzen kann. Wenn Platz fuer die Futons vorhanden ist, wie in unserem Zimmer, sind sie oft schon ausgelegt, wenn das Zimmer klein ist, werden sie von unsichtbaren Geistern ausgebreitet, waehrend man das Abendessen einnimmt. Die Toilette, in einfachen Ryokans auf dem Flur, in teureren auf dem Zimmer, ist mit dem japanischen Standard versehen, ueber den ich noch berichten werde.
Ueblicherweise gehoert zu einem Ryokan auch ein Onsen, das heisst eine Thermalquelle. Thermalquelle heisst aber in Japan nicht 28 oder 32 Grad Celsius, sondern, 42, 44 Grad und oft noch mehr, so dass man nur dann in das heisse Wasser steigen kann, wenn man kaltes Wasser zugegossen hat. Man kann das Gefuehl und den koerperlichen Zustand schlecht beschreiben, den man hat, wenn man, drei oder mehrmals in das heisse Wasser gestiegen und bis zum Hals untergetaucht ist. Es ist eine Lebensgefuehl und man versteht, warum Japaner nie auf ihr heisses Bad verzichten wollen, gleichgueltig, wo sie sind. Unsere Ryokan hatte das Onsen nicht im Hause, sondern in einem schoenen Holzbau 30 m gegenueber. Klar, dass wir, kaum war die Kleidung gegen einen Samu (das ist ein leichtes zweiteiliges Kleidungsstueck mit einer Jacke die zugebunden wird und einer Hose, die einem Japaner bis an die Waden, mir bis knapp unter die Knie reicht. Die Durchschnittsgroesse in Japan ist S und M. Japaner, die wie ich XL benoetigen, gibt es nicht) getauscht, uns rueber machten und das Bad genossen.
Anschliessend gab es Abendessen, (Yuugohan) und das war jetzt wirklich vom feinsten.
Darueber und was wir danach noch in Beppu erlebten und bis zum Sonntag, wenn wir wieder in Sendai sind, noch erleben werde, werde ich Euch im naechsten Post berichten, den Ihr aber nicht vor dem 14.09. erwarten koennt.

Mittwoch, 2. September 2009

Übermorgen geht es los











Liebe Leserinnen und Leser meines Japanblogs!
Am Freitag, 04.09.2009 geht es endlich los.
Ich fliege wieder über Paris. Dadurch dauert die Reise doch etwas länger, insgesamt etwa 18 Stunden mit Wartezeiten. Am Samstag bin ich gegen 09.00 Uhr japanischer Zeit dann in Tokio.
Beim letztenmal hat mich der Jetlag 2 Tage lang in seinen Klauen gehabt. Erst konnte ich gar nicht schlafen und dann habe ich 2 Tage fast durchgeschlafen. Mal sehen, wie es diesmal wird. Auf alle Fälle wird es mir nicht langweilig werden.
Ein wenig aufgeregt bin ich schon. Ich hoffe, dass ich an alles gedacht habe und ich das Anschlussflugzeug in Paris bekomme. Habe etwa eineinhalb Stunden Zeit dazwischen.
Ich werde wieder viele Fotos und Videos machen.
Hier einige Fotos von meiner Reise 2006, an die ich so viele schöne Erinnerungen habe. Das ist zum einen der berühmte goldene Tempel Kinkaku-ji in Kyoto, der alten Kaiserstadt. Seine oberen Stockwerke sind komplett mit Blattgold überzogen. 1950 fiel der Pavillon der Brandstiftung eines buddhistischen Mönchs zum Opfer, ist aber 1955 wieder originalgetreu aufgebaut worden und seit 1994 UNESCO Weltkulturerbe.

In Nikko, im Landesinnern gibt es zwei berühmte Schreine, Bayuin-Byo und Toshogu. Ich habe mir dieses wunderbare Ensemble einen ganzen Tag lang angesehen und konnte mich an den Schönheiten nicht sattsehen. Der Bayuin-byo ist in einem hohen Zedernwald verborgen, durch den das Tageslicht kaum durchdringt und wirkt dadurch mystisch. Der Toshogu dagegen zeigt die Farbspiele der Holzschnitzereien im hellen Tageslicht. Die drei Affen kommen uns allen sehr bekannt vor. Nun wissen wir ihren Ursprung.
Ich hoffe, diese kleine Rückschau auf meine letzte Reise hat Euch gefallen. Ich freue mich schon auf alles, was ich in diesem Jahr in Japan zu sehen bekomme.
Wie ich in meiner Mail schon geschrieben habe, melde ich mich nach der Rückkehr von Kyushu von Sendai aus.
Über Eintragungen von Euch würde ich mich sehr freuen.
euer Axel