Mittwoch, 7. Oktober 2009

Matsushima Goodwill Guide und Hoshidosan





































Jetzt moechte ich Euch etwas ueber den Matsushima Goodwill Guide, Herrn Hoshido (japanisch: Hoshidosan) erzaehlen.
Matsushima ist ein Ort an der Kueste, unweit von Sendai. 260 groessere und kleinere, bis sehr kleine, nur mit einer Pinie bewachsene Inseln, liegen in der Bucht von Matsushima und verleihen dem Ort seine Beruehmtheit. Man sagt, dass Matsushima eine der drei schoensten Orte von Japan ist. Folglich kommen viele einheimische und auslaendische Touristen in den Ort, um Eine Rundfahrt um die vielen kleinen Inseln zu machen, von den Huegeln die einmalige Aussicht geniessen und den sehr guten frischen Fisch essen.

In Matsushima gibt es eine Einrichtung, die es wahrscheinlich nur in Japan geben kann. Einwohner von Matsushima erklaeren sich freiwillig bereit, Auslaendern beim Sprachstudium und bei sonstigen Problemen des Alltags zu helfen. Diese Hilfe ist voellig umsonst und es fallen nur diejenigen Kosten an, die einem Goodwill Guide bei der Betreuung von Auslaendern entstehen, z.B. Fahrtkosten. Jetzt mal im Ernst, koennt Ihr Euch so etwas auch fuer Deutschland vorstellen? Ich nicht.

Vor drei Jahren hat Tetsuo bei den Matsushima Goodwill Guides angefragt und Hoshidosan hat sich bereit erklaert, mir beim Japanischlernen zu helfen. So hatte ich gewissermassen einen Privatlehrer, der zwei bis dreimal in der Woche zu mir nach Hause gekommen ist. Hoshidosan hat wie ich seine berufliche Taetigkeit beendet. Er hat als Ingenieur bei Sony gearbeitet, spricht Englisch, Deutsch und Koreanisch und ist ein weltoffener und sehr erfahrener Mann.
Ich erinnere mich sehr gerne an meine ersten Kanjischreibuebungen mit Hoshidosan. Er musste viel Geduld aufbringen, denn die weichen, ausschwingenden Bewegungen, mit denen Japaner schreiben - ueblicherweise mit dem Pinsel und schwarzer Kalligraphietinte - gingen mir nicht so recht von der Hand und fallen mir heute auch noch schwer. Aber er war sehr geduldig und erklaerte mir immer wieder die Grundregeln. Er kritisierte nie, hatte aber beim Lob Abstufungen, aus denen ich erkennen konnte, ob ich meine Schreibuebung verbessern musste.

"Gut", bedeutete: es geht noch besser und "Sehr gut": jetzt bin ich zufrieden.
Wir hatten zusammen viel Spass und Hoshidosan gab mir auch Tipps, was es in Sendai Schoenes zu besichtigen gibt.
In den vergangenen 3 Jahren hatten wir immer Brief- und Mailkontakt und so war es fuer mich selbstverstaendlich, ihn anzurufen, als ich wieder in Sendai war. Ich fragte ihn, ob er mir Matsushima zeigen wuerde und er war sofort einverstanden.
Puenktlich erwartete er mich am Bahnhof Matsushima Kaigan. Die Wiedersehensfreude beiderseits war gross. Hoshidosan lud mich zu einem Rundgang ein. Matsushima ist eine sehr lebhafte kleine Stadt und es machte Spass, neben den kulturellen Einrichtungen aus alter Zeit und der wunderschoenen Landschaft auch das quirlige Leben in der City zu beobachten.

Als erstes fuehrte mich Hoshidosan zu einem kleinen Tempel, Godai-do, der auf einer nahen kleinen Insel liegt und ueber eine dieser wunderschoenen japanischen roten Holzbruecken mit der Stadt verbunden ist. Es ist ein sehr beliebter Ausflugsort, weil der Tempel an der Inselspitze steht und man von hier aus eine faszinierende Aussicht auf die Bucht hat.
Auf dem Weg zur Hauptattraktion der Stadt, dem Zuigan-Jj Tempel, sahen wir viele in den Felsen gehaueneMeditationshoehlen, etwa 1000 Jahre alt und Buddhastatuen. Der Zuigan-ji, ein Zen Tempel, wurde 824 (!) errichtet. Die Tempelanlage, so wie wir sie jetzt sehen, wurde von dem grossen Herrscher ueber die Region, Date Masamune, Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet. Der Haupttempel wird zur Zeit aufwendig restauriert und ist nicht zugaenglich. Dafuer aber der sehr interessante Tempelgarten. Sah ich hier doch zum erstenmal in Japan einen Rosengarten, wie wir ihn in Europa kennen. Die Verbindung des bluehenden Rosengartens mit einem Zen-Steingarten, hatte ihren besonderen Charme.
Sehr sehenswert war der Kanran-tei Teepavillon. Toyotomi Hideyoshi, der grosse Shogun, liess ihn in Kyoto, der damaligen Hauptstadt Japans errichten und schenkte ihn Date Masamune. Desswen Sohn, Date Tadamune, liess den Pavillon nach Matshushima bringen und dort unveraendert aufbauen. Auf dem Foto, das ich von einer japanischen Website uebernommen habe (http://www.miyagitheme.jp/), kann man gut erkennen, dass man bei geoeffneten Schiebetueren in voelligem ontakt zur Natur ist. Mit etwas Fantasie kann man sich gut vorstellen, wie schoen damals eine Teezeremonie in diesem Pavillon gewesen sein muss. Und Hoshidosan und ich liessen es uns nicht entgehen, hier an einer Teezeremonie teilzunehmen. Der (absolut gruene) Tee aus kostbarem Teepulver und die gereichte Suessigkeit, farblich dazu passendes Mochi, waren die passende Untermalung zum Blick auf die Natur. Waehrend unseres Aufenthaltes dort wurde der Teepavillon und der Garten davor hergerichtet fuer eine abendliche Attraktion: Teezeremonie im Mondlicht. Waehrend 3 Tagen zur Vollmondzeit kann man hier Tee im Mondschein geniessen. Allerdings war es am Tag meines Besuches in Matsushima stark bewoelkt.

Auf der kleinen Insel Oshima, ebenfalls ueber eine Bruecke (Foto) erreichbar, kann man ringsum in den Fels gehauene Meditationshoehlen sehen.
Schliesslich brachte uns Hoshidosan auf einen Huegel, um von dort aus den einmaligen Blick auf die Bucht zu geniessen. Ich habe davon Fotos mit meiner alten Icarex gemacht. Wenn sie ordentlich geworden sind, werde ich sie noch hier einstellen.
Wir fuhren dann nach Shiogama, direkt neben Matsushima gelegen. Dort wohnt Herr Hoshido mit seiner Frau in einem sehr schoenen Haus mit Blick auf die Stadt. Frau Hoshido, sehr sympathisch, begruesste mich herzlich. Sie zeigte mir ihren Garten mit den vielen schoenen Blumen, darunter auch welche, die aus Samen aus Deutschland (eine kleine Aufmerksamkeit von mir) gewachsen waren. Auch sie spricht gut English, so dass wir uns gut verstaendigen konnten. Nach der Teezeremonie im Tatamizimmer fuhren wir in die Stadt. Das Ehepaar Hoshido lud mich in ein Sushirestaurant ein. Dazu muss man sagen, dass Shiogama einer der groessten Fischereihaefen Japans ist. Leider hatte der Fischmarkt schon geschlossen, als wir dort waren. Shushi-Fans, vergesst alles, was ihr bisher an Sushi gegessen habt, kommt nach Shiogama und lasst Euch mit dem frischesten Sushi, das man sich denken kann, verwoehnen!

Der Tag und der gemeinsame Abend mit Herrn und Frau Hoshido war einer Hoehepunkte meines Japanurlaubes.
Nach einer herzlichen Verabschiedung am Bahnhof von Shiogama fuhr ich wieder nach Sendai zurueck.
Da ich weiss, dass Hoshidosan auch diesen Blog liest, moechte ich mich noch einmal persoenlich bei ihm bedanken:
ほしどさん、 あんなと あなたの おくさんと 日は とても たのしくて すばらしかった です。どうも ありがとう ございました。







































2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Lieber Axel,

heute Abend habe ich Deinem Block wieder Zeit gewidmet, um darin zu lesen. Es macht sehr viel Spass und macht ausserdem sehr neugierig auf Japan.
Hoffentlich bist Du vom Taifun verschont geblieben und Du hast keine Probleme mit dem Heimflug.
Vielen Dank für Deine tollen Reiseeindrücken in dem Block. Bin gespannt, was Du noch zu berichten hast.

Viele Grüße auch von Nitta und Luis, bis bald

Dein Kollege Frank