Donnerstag, 5. November 2009

Aizu Bukeyashiki: Residenz eines mächtigen Samurai

Mittwoch, 16.09.2009

Gestern Abend war ich etwas erschöpft. Ich dachte, eine Erkältung ist im Anflug, aber nachdem ich sehr gut geschlafen habe, fühle ich mich wieder fit.

Ich wasche mich, ziehe meinen Yukata an und gehe hinunter zum Frühstück (Asagohan). Der (das?) Asagohan ist nicht besonders. Der geräucherte Lachs schmeckt etwas überlagert, ich lasse ihn liegen. Aber alles übrige, Gemüse und  Misosuppe, schmeckt gut. Reis gibt es genug, also gehe ich nicht hungrig vom Tisch.

Während ich mich auf meinem Zimmer anziehe, passiert das Missgeschick: meine Gürtelschnalle bricht ab. Das fehlte mir gerade noch! Ich habe bereits durch die fischreiche Kost etwas abgenommen, also mit dem Bauch festhalten, das geht nicht! Es hilft alles nichts, ich muss mir einen Gürtel kaufen. Und bis ich einen habe, muss ich eben hin und wieder die Hose hochziehen. Unangenehmer Zustand!

Zunächst bezahle ich aber das Zimmer. Die Übernachtung war nicht besonders teuer: mit Frühstück und Abendessen (incl. ein Liter Bier) 7000 Yen, das sind knapp 50 €. Der Abschied ist sehr freundlich. Tochter und Mutter (die das Essen gekocht hat) wünschen mir alles Gute. Ich lasse mir noch den Weg zum Bahnhof zeigen und wundere mich, dass er praktisch um die Ecke liegt. Da bin ich gestern doch tatsächlich mit der Kirche ums Dorf gegangen.

Als erstes möchte ich einen Gürtel kaufen, aber in der Umgebung sehe ich kein Kleidergeschäft.  Also fahre ich erst einmal mit dem Touristenbus zu der Samurai Residenz Aizu Bukeyashiki.

Ich hoffe, ihr könnt den kleinen Führer in Englisch lesen, den ich gescannt habe, dann muss ich nicht so viel erklären.



Die Aizu Bukeyashiki Residenz mit 38 Räumen ist eine 30 Jahre alte Rekonstruktion. Die ursprüngliche Residenz ist im schon erwähnten Boshin-Krieg niedergebrannt worden. Die Anlage ist sehr weitläufig. Sie umfasst mit Garten 23.00 qm. Da aber fast alle Räume sich zum Garten hin öffnen, bekommt man einen guten Einblick in die damaligen Wohn- und Lebensverhältnisse.




In einigen der Räume sind mit Puppen Szenen aus der damaligen Zeit nachgestellt. Besonders anrührend ist die Geschichte von der Familie des letzten Samurais, Tanomo Saigo. Seine Frau und Töchter begingen hier Seppuku, während er in der Nähe gegen die Meji Truppen kämpfte. Da die jüngste Tochter (auf dem Foto im Arm der Schwester) noch ein Kleinkind war und kein Seppuku begehen konnte, hat sich der feindliche Soldat "erbarmt" und sie mit seinem Schwert getötet. Dies wird auf den Tafeln in Japanisch und Englisch erläutert. Für die japanischen Besucher läuft zusätzlich noch ein Audioclip ab, untermalt mit dramatischer Musik.






Üblicherweise waren die Toiletten in den Samurairesidenzen außerhalb der Hauptgebäude angebracht. Im Aizu Bukeyashiki kann man jedoch eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Neuerung betrachten. Die Toilette für den Führer des Clan war innerhalb des Gebäudes untergebracht. Man sieht die typische japanische Toilette, wie man sie heute auch noch überall antrifft, allerdings aus Holz gefertigt. Der Clou war aber, dass das "große Geschäft" in einen kleinen Holzwagen auf Rädern fiel, der von den Bediensteten von außen herausgezogen und gereinigt werden konnte.

Die 190 Jahre alte Reismühle aus Shirakawa, die hier wiederaufgebaut wurde, ist voll funktionstüchtig. Die riesigen Holzwellen werden von Wasserkraft angetrieben. Das gesamte Räderwerk ist aus Holz und ein Meisterstück der Schreinerkunst. Beeindruckend!



Nach dem Rundgang möchte ich eigentlich noch in ein öffentliches Onsen auf dem Berg gehen, aber da die Touristenbusse das Onsen 3 Stunden lang nicht anfahren und ich heute noch nach Kitakata fahren möchte, wird mir die Zeit etwas zu eng. So kehre ich zurück zum Bahnhof.

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